Glückwunsch, du bist auf dem Weg! Wenn du Yoga machen willst, wirst du dein Yoga finden. Und auch deine Yogalehrerin oder deinen Yogalehrer. Genauso ist es, wenn du Yoga unterrichten willst. Das Ding ist nur: Es kann eine Weile dauern.
Das ist wie mit der Liebe. Es kann auf den ersten Blick passieren oder eben alles ein bisschen Zeit brauchen. Und es ist okay, sich umzuschauen. Es ist okay, wenn einem nicht jedes Yoga und nicht jede Lehrperson gefällt. Es ist okay, verschiedenes und sich selbst auszuprobieren. Es ist okay, wenn es mal nicht passt.
Yoga ist bunte Vielfalt pur
Ob nun als Schülerin/Schüler oder als Yogalehrerin/Yogalehrer: Das hier gilt immer auch für beide Parteien. Und es gilt: Mach doch, was du willst! Nur: Nimm bitte den Erwartungsdruck raus!
In jeder Hinsicht: Vielleicht hast du - ob nun Schülerin/Schüler oder Yogalehrerin/Yogalehrer - eine gewisse Erwartungshaltung Yoga gegenüber oder meinst Erwartungen erfüllen zu müssen... Dass Yoga irgendwie spirituell sein müsste mit Om singen, gebetsmühlenartigen Sanskritversen und vielleicht noch Räucherstäbchenduft. Oder dass es eigentlich nur rumsitzen und atmen ist. Oder dass du minutenlang in einer Haltung auf dem Boden liegst und Stille herrscht. Oder dass du tänzerisch über deine kleine Matte fließt und fliegst, als wäre dein Herzschlag der Beat. Oder dass es sportlicher zugeht und anstrengender ist als in einer Muckibude. Oder dass es so sein müsste wie bei der von Youtube...
Tatsache ist, dass Yoga das alles und noch viel mehr sein kann. Tatsache ist auch, dass du als Yogalehrerin oder Yogalehrer nicht alles sein kannst. Du beherrschst vielleicht Katze, Kamel und/oder sogar die Krähe, aber du bist keine eierlegende Wollmilchsau, die es allen recht machen kann oder auch nur versuchen sollte, es allen recht zu machen.
Du beherrschst vielleicht Katze, Kamel
und/oder sogar die Krähe,
aber du bist keine
eierlegende Wollmilchsau.
Versteh mich nicht falsch. Richtig ist natürlich der Grundgedanke und Leitsatz, dass der Lehrer dem Schüler dient*. Yoga unterrichten ist ein Dienst und natürlich auch eine Dienstleistung. Wir sind für unsere Teilnehmerinnen und Teilnehmer, letztlich unsere Kunden und ihre Bedürfnisse da. Das heißt allerdings nicht, dass wir jede Erwartung erfüllen können und vor allem müssen.
Wenn jemand Yoga sucht, bei dem ein Mantra nach dem nächsten zitiert und gesungen wird, du dich da reinzwingst, obwohl du absolut keine Freude daran hast, dann wird man das dir und deinem Unterricht anmerken. Wenn jemand Yoga sucht, das perfekt abgestimmt auf Musik einer Choreografie folgt und du dich da reinzwingst, obwohl du lieber noch etwas mehr Zeit und Raum in einzelnen Haltungen wirken lässt, wird man das dir und deinem Unterricht anmerken. Wenn jemand Yoga sucht, das die Muckis brennen und Schweiß fließen lässt, du dich zwingst und das zugleich verabscheust, wird man das dir und deinem Unterricht anmerken. Folglich ist es genauso für dich als Schülerin/Schüler: Wenn dir Mantren aufs Mindset schlagen, brauchst du vielleicht einfach was anderes und eine andere Lehrperson...
Verbiegen bringt nichts
Egal, wie beweglich du vor allem als Yogalehrerin/lehrer nach all den Jahren deiner eigenen Yogapraxis bist, weißt du doch bestimmt, dass sich verbiegen nichts bringt - für keine der beiden Seiten. Wenn du dich verstellen musst, um einen bestimmten Stil zu erfüllen und ihm zu entsprechen, nur weil der gerade angesagt und gefragt ist, werden die Teilnehmenden das mindestens unterschwellig merken. Auch als Teilnehmerin/Teilnehmer hast du überhaupt nichts davon, dich zu einem beziehungsweise in einen Yogastil zwingen zu müssen. Das gilt nicht nur für den Yogastil, sondern auch für den Stil des Unterrichtens insgesamt - ich zum Beispiel mache gerne mal ein paar Jokes, so bin ich eben. Wie ich bin und dass ich so bin wie ich bin, das passt aber nicht jedem. Und das ist okay.
Als Yogalehrerin oder Yogalehrer ist man keine Maschine, in die jemand Geld werfen und sich dann Yoga rausziehen kann, wie es ihm mal eben passt und wie er es haben will. Natürlich sind wir, da wir mit diesem Dienst und der Dienstleistung Geld verdienen, auf ein gewisses Wohlwollen angewiesen. Wir sollten uns jedoch nicht in Rollen pressen lassen, auch nicht von uns selbst.
Ist man authentisch, fühlt sich wohl und gibt authentisch das weiter, was einem stimmig erscheint und womit man sich wohlfühlt, wird es immer wieder dazu kommen, dass es einfach matcht - oder eben auch nicht. Genauso wenig wie man als Yogalehrerin oder Yogalehrer zu allen passt, passen auch nicht alle als Schüler oder Schülerinnen zu einem. Und das ist okay.
Letztlich ist, auch das zählt für beide "Parteien", Yogaunterricht eine Art Beziehung. Wenn es nicht passt, bleibt es eben bei einem oder ein paar Dates. Wenn es nicht mehr passt, dürfen sich Wege trennen. Man entwickelt sich weiter und schlägt verschiedene Richtungen ein. Man geht nicht immer zusammen. Es ist okay. Der Yogaweg bleibt.
* Die alten Meister hatten es noch nicht so mit gendern, es waren eben meistens männliche Meister...
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